Merkblatt: Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer in Australien – Das 457-Visum

Dieses Merkblatt richtet sich an Arbeitgeber, die aufgrund Fachkräftemangels auf dem australischen Markt die Anstellung eines nicht-australischen Staatsbürgers in Betracht ziehen.

Es bietet einen Überblick über die rechtlichen Grundlagen und zeigt Unternehmen Strategien auf, eine Minimierung des organisatorischen Aufwandes zu erreichen.

Department of Immigration and Border Protection

Geschäftsleute, die beispielsweise ein Unternehmen aufbauen oder in ein australisches Unternehmen investieren wollen, haben mehrere Möglichkeiten,nach Australien einzureisen.

Diejenigen Visa, die sich speziell an Geschäftsleute richten, sollen diesen die Möglichkeit geben, ihre Geschäftsideen zu verwirklichen, eine geeignete Anstellung zu finden oder aber an Fachmessen, Konferenzen oder Seminaren teilzunehmen.

Den Inhabern eines Visums dieser Klasse ist es allerdings untersagt, für australische Unternehmen oder Personen zu arbeiten oder ihnen gegenüber Dienstleistungen zu erbringen. Zudem besteht das Verbot, Waren oder Dienstleistungen am australischen Markt anzubieten.

Einige Visa, einschließlich dem ETA-, dem eVisitor und dem 600er-Visum (Besuchervisa für Touristen und Geschäftsleute mit einer Gültigkeit von drei Monaten bis zu einem Jahr), werdenvon Unternehmen häufig zur Umgehung einer Beantragung des einschlägigen   457-Visums benutzt. Dieses Vorgehen ist strafbar und überdies deshalb nicht empfehlenswert, da Inhaber der oben genannten Visatypen von den Einwanderungsbehörden überprüft werden.

Bei  erneuter Einreise nach Australien wird zudem kontrolliert, ob die Voraussetzungen für das jeweilige Visum noch immer vorliegen. Ist dies nicht der Fall, wird dem Visumsinhaber die Einreise verweigert und das Visum entzogen.

Visa für Geschäftsleute

Geschäftsleute haben mehrere Möglichkeiten um nach Australien einzuwandern, sei es um ein Unternehmen aufzubauen oder in ein australisches Unternehmen zu investieren.

Diejenigen Visa, die  sich speziell an Geschäftsleute richten, sollen diesen die Möglichkeit geben, ihre Geschäftsideen zu verwirklichen, eine geeignete Anstellung zu finden oder aber an Fachmessen, Konferenzen oder Seminaren teilzunehmen.

Den Inhabern eines Business-Visums ist es jedoch insbesondere untersagt, für australische Unternehmen oder Personen zu arbeiten und ihnen gegenüber Dienstleistungen zu erbringen. Zudem ist es verboten, Waren oder Dienstleistungen am australischen Markt anzubieten.

Einige Visa, einschließlich dem ETA-, dem eVisitorund dem 600er-Visum (Besuchervisa für Touristen und Geschäftsleute mit einer Gültigkeit von drei Monaten bis zu einem Jahr), werden häufig von Unternehmen dazu genutzt, um das Erlangen eines 457-Visums zu umgehen. Dies ist verboten und kann nicht empfohlen werden, da Inhaber solcher Visa von den Einwanderungsbehörden überwacht werden.

Bei jeder erneuten Einreise nach Australien wird zudem überprüft, ob die Voraussetzungen für das jeweilige Visum noch immer vorliegen. Bei Verstößen wird dem Visumsinhaber die Einreise verweigert und das Visum entzogen.

Das Business Long Stay Visum (457-Visum)

Es gibt mehrere Möglichkeiten für ein Unternehmen, einen nicht-australischen Arbeitnehmer in Australien zu beschäftigen. Die Beschäftigung kann z.B. auf der Grundlage von sog. “Employer sponsored visa” erfolgen, also der Einwanderung des Arbeitnehmers auf Grundlage eines Sponsoring seines australischen Arbeitgebers (z.B. das sog. ENS = Employer Nomination Scheme oder das RSMS = Regional Sponsored Migration Scheme).

Das sog. Temporary Work – Skilled (Subclass 457) Visum (457-Visum) ist aber das von Unternehmen am häufigsten genutzte Visum, um einem lokalen Fachkräftemangel zu begegnen. Das 457-Visum berechtigt den Inhaber zu einem vorübergehenden Aufenthalt bis zu 4 Jahren, wobei der Inhaber für einen speziellen, ihn sponsornden Arbeitgeber arbeiten muss, es sei denn, er geht einer sog. befreiten Tätigkeit nach.

Ein Unternehmen, das bislang nicht in Australien tätig ist, kann mit Hilfe des 457-Visums, Geschäftsführer und anderes Schlüsselpersonal nach Australien entsenden, um:

  • ein Unternehmen in Australien aufzubauen, wie zum Beispiel eine Tochterfirma, ein Joint Venture oder eine Vertriebsagentur, oder
  • vertragliche Verpflichtungen gegenüber einem Kunden zu erfüllen oder erfüllen zu helfen, z.B. als Subunternehmer.

Der Antrag für das Visum ist auf elektronischem Wege beim DIBP einzureichen. Die normale Bearbeitungszeit für ein 457-Visum beträgt zwei bis drei Monate. In den meisten Fällen kann die Gewährung des 457-Visums jedoch innerhalb von vier Wochen erreicht werden, wenn der Antrag vollständig ist und keinen Anlass für weitere Nachforschungen in Bezug auf die nationale Sicherheit, die Gesundheit oder den Leumund des Bewerbers bietet. Deshalb bietet sich die Beauftragung eines Spezialisten an, der Ihnen bei der Beantragung behilflich sein kann. Eine Einzelperson, die ein Unternehmen führt (als ein Ein-Mann-Unternehmen) kann nicht selbst ihr 457-Visum sponsern. Der Antrag zur Erteilung eines 457-Visum kann durch das Unternehmen, den Arbeitnehmer oder auch durch einen australischen Spezialisten (sog. Migration Agent) eingereicht werden. Die Erteilung eines 457-Visums erfolgt grundsätzlich in folgenden Schritten:

Zulassung der Gesellschaft als Standard Business Sponsor (SBS)

EinUnternehmen muss mehrere Voraussetzungen erfüllen, damit es als „Standard Business Sponsor” ausländische Arbeitnehmer sponsern kann. Zum einen muss es nachweisen, gesetzestreu zu handeln. Zum anderen muss das Unternehmen Arbeitgeber der von ihm gesponserten Arbeitnehmer sein (sofern nicht eine Ausnahme zutrifft).

Darüber hinaus muss ein sponserndes Unternehmenbelegen können, dass es ein starkes Engagement in Bezug auf die Anstellung lokaler Arbeitskräfte aufweist und seine Einstellungspraktiken nicht diskriminierend sind. Zudem müssen bestimmte Ausbildungserfordernisse in Bezug auf die Ausbildung australischer Arbeitnehmer erfüllt werden. Dies gilt für jedes Jahr, in denen das Unternehmen ein Sponsorship übernimmt.

Die Zulassung eines Unternehmens als „Standard Business Sponsor” ist für gewöhnlich für drei Jahre gültig. Zu Beachten ist allerdings, dass sich die Anzahl der Nominierungen und angebotenen Positionen in einem „angemessenen Rahmen“ halten muss.

Arbeitgeber, deren Arbeitnehmern Visa gewährt wurden, müssen folgende fortlaufende Verpflichtungen einhalten:

  • die Aufrechterhaltung von Ausgaben für die Weiterbildung einheimischer Arbeitnehmer (gilt nur für australische Unternehmen),
  • die Kooperation mit den zuständigen Inspektoren nach dem Migration Act,
  • die unmittelbare Anstellung des Visumsinhabers mittels eines schriftlichen Arbeitsvertrages,
  • die regelmäßige und angemessene Bezahlung des Arbeitnehmers,
  • die Dokumentation und Offenlegung bestimmter Abläufe und Informationen für das DIBP,
  • die sofortige Benachrichtigung des DIBP im Falle bestimmter Ereignisse,
  • die Bezahlung der Rückreise eines jeden Visuminhabers, falls dies erforderlich wird,
  • die faktische Beschäftigung des Visuminhabers in der für ihn beantragten und genehmigten Position,
  • die Nichteinforderung von Kosten von dem 457-Visum-Inhaber, und
  • die Bezahlung aller Kosten, die dadurch entstehen, dass der Visumsinhaber nicht seinen Verpflichtungen nachgekommen ist.

Die Nichtbefolgung dieser Verpflichtungen kann verschiedene Konsequenzen nach sich ziehen, wie z.B. eine Abmahnung, Geldstrafen, die Untersagung weiterer Sponsorships oder die sofortige Beendigung des Sponsorships.

Als bewilligter Sponsor, also als Unternehmen, dem es gestattet wurde, Arbeitskräfte nach Australien zu holen, sollte sich Ihr Unternehmen genauestens über seine Verpflichtungen im Klaren sein und Kontrollenmechanismen einrichten, um Verstöße zu vermeiden.

Die Nominierungs- und Bewerbungsphase

Während der Nominierungsphase wird ihr Unternehmen den folgenden drei Schlüsselvoraussetzungen genügen müssen:

  • Die benannte Position muss sich auf einer vom DIBP aufgestellen Liste befinden (Consolidated Sponsored Occupations List, CSOL). Diese Liste wird ständig durch die DIBP aktualisiert.
  • Die angebotene Position muss sich auf eine tatsächliche Stelle beziehen. Zudem müssen Unternehmen für bestimmte Positionen belegen, dass sie bereits erfolglose Versuche unternommen haben, diese Stelle mit australischen Arbeitnehmern zu besetzen.
  • Wenn der Arbeitnehmer jährlich weniger als AUD $ 250.000 verdient, muss ihm der für einen Australier in einer vergleichbaren Position marktübliche Lohn gezahlt werden.

Der marktübliche Lohn

Der Arbeitsvertrag muss, vor allem hinsichtlich des Gehalts, den australischen Bedingungen entsprechen. Die sich aus dem lokalen Gesetz ergebende Pflicht, den marktüblichen Lohn zu bezahlen, hat zum Ziel, ausländische und australische Arbeitnehmer gleich zu behandeln.

Der jeweilige marktübliche Lohn muss zusätzlich über dem Schwellenwert für das Einkommen befristeter Arbeitskräfte (Temporary Skilled Migration Income Treshold, TSMIT) liegen. Folglich können Nominierungen abgelehnt werden, die zwar einen marktüblichen Lohn versprechen, aber gleichzeitig die Anforderungen des TSMIT nicht erfüllen.

Die Visumsgewährung

Der Antragsteller muss eine Qualifikation in einem auf der entsprechenden Liste aufgeführten Beruf nachweisen und auch entsprechend beschäftigt werden. Die Bewerber müssen nachweisen, dass sie über die erforderlichen Fähigkeiten, Qualifikationen und den beruflichen Hintergrund verfügen, um die ausgeschriebene Tätigkeit ausüben zu können. Die Nominierung eines Arbeitnehmers für eine fachfremde oder nicht auf dieser Liste aufgeführten Tätigkeit wird von den australischen Behörden nicht anerkannt.

Vom zuständigen Minister werden insofern die jeweiligen Erfordernisse für die aufgeführten 457-Stellen festgelegt. Zur Ausübung der meisten muss der Antragsteller zumindest ein Diplom, einen Hochschulabschluss oder drei bis fünf Jahre Berufserfahrung nachweisen. Die persönliche Eignung wird hierbei durch Vorlage entsprechender Ausbildungs- und Arbeitsnachweise gegenüber dem DIBP entsprechend dokumentiert.

Die genannten Dokumente müssen in englischer Sprache vorliegen, d.h. gegebenenfalls übersetzt werden. Je nach Tätigkeit kann zudem eine Registrierung oder eine Lizenz erforderlich sein.

Darüber hinaus können Bewerber bestimmter Staaten bei Bedarf einem formellen Test hinsichtlich ihrer Fähigkeiten unterzogen werden. Die Arbeitnehmer und ihre mitreisenden Familienmitglieder müssen überdies den Gesundheits- und Leumundserfordernissen entsprechen.

Jeder Arbeitnehmer, der von einem Unternehmen vorgeschlagen wird und sich um ein 457-Visum bewirbt, muss weiter nachweisen, dass seine Englischkenntnisse mindestens der fünften Stufe des IELTS-Tests entsprechen.. Diese Anforderung muss dann nicht erfüllt werden, wenn:

  • das Bruttojahresgehalt für die ausgeschriebene Stelle mehr als AUD $96,400 beträgt; oder
  • Englisch für die Ausübung des Berufs nicht erforderlich ist. Insofern ist nur eine mindestens fünfjährige Schulbildung in englischer Sprache nachzuweisen.

Für Inhaber eines neuseeländischen, britischen, amerikanischen, irischen oder kanadischen Passes wird vermutet, dass sie diese Voraussetzung erfüllen.

Visa Auflagen

Ein Vermerk auf dem Visum gestattet den Inhabern eines 457-Visums ausschlieβlich die Aufnahme einer Tätigkeit für den sie sponsernden Arbeitgeber . Unter Umständen kann es jedoch möglich sein, auch für ein mit dem Arbeitgeber in Verbindung stehendes Unternehmen zu arbeiten.

Inhaber eines 457-Visums dürfen weder einer zweiten Arbeit nachgehen noch dürfen sie sich selbstständig machen oder ihren Arbeitgeber wechseln, ohne zunächst die Erlaubnis durch das DIBP eingeholt zu haben. Sie müssen ihre Arbeit innerhalb von 90 Tagen nach ihrer Einreise nach Australien aufnehmen.

Außerdem muss die Ausreise aus Australienspätestens 90 Tage nach Ende der Tätigkeit für den sponsernden Arbeitgeber erfolgen .Es sei denn, der Arbeitnehmer hat einen neuen Sponsor gefunden oder ein anderes Visum beantragt.

Visumsinhaber, die einer auf der Liste des DIBP ausgenommenen Tätigkeit nachgehen, (beispielsweise Tätigkeiten im Management oder im medizinischen Bereich) dürfen gegebenenfalls unabhängig von ihrem Sponsor und für eine Vielzahl von Arbeitgebern tätig werden.

Sämtliche begleitende Familienmitglieder verfügen über eine unbeschränkte Studien- und Arbeitserlaubnis in Australien.

Das DIBP hat die Möglichkeit, die Einhaltung der spezifischen Visumsanforderungen durch den Inhaber des Visums zu überprüfen. Sie bedient sich dazu den Informationen des Arbeitgebers, der Krankenversicherung und anderer Behörden.

Der Arbeitnehmer trägt die Verantwortung für die Einhaltung der Regelungen sowie für die Konsequenzen im Falle ihrer Nichteinhaltung. Letztere kann verschiedene Sanktionen bis hin zur Aufhebung des Visums nach sich ziehen.

Neben dem in dieser Übersicht dargestellten 457-Visum gibt es eine Vielzahl weiterer befristeter und unbefristeter Visa, die es ausländischen Arbeitnehmern ermöglichen, in Australien zu arbeiten. Sollten Sie die Gründung eines Unternehmens in Australien und einen damit zusammenhängenden längeren Aufenthalt in Erwägung ziehen, so stellt das DIBP auch hierfür verschiedene geeignete Visa bereit.

Sollten Sie eine Bewerbung für ein Arbeitsvisum in Australien erwägen, verfügt Hall and Wilcox über Ansprechpartner, die Sie bei der Beantragung gerne begleiten können.

In diesem Fall kontaktieren Sie bitte unseren deutschsprachigen Partner Oliver Jankowsky.


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Oliver Jankowsky

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Partner & Head of International Practice

Oliver is a corporate and commercial lawyer, with particular expertise in advising foreign clients on cross-border transactions.

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